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Buchrezension: „Ein Hund ist ein Herz auf vier Beinen“

Fiffibene Hundeblog Buchrezension
Neele
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Bis zum Jahr 2006 lebte Tanja Buburas ein Leben, das für viele Außenstehende mehr als erfüllt war: ein spannender Job im Marketing, Abend-Studium, fester Freund, Partys, viele Hobbys. Doch irgendwann brach alles über der zielstrebigen Münchnerin zusammen. Eine schwere Angststörung riss sie aus dem Leben und hielt sie sieben Jahre lang in den Fängen – bis sie einen letzten Versuch startete, um sich zu retten. Auf 224 Seiten schildert Buburas in „Ein Hund ist ein Herz auf vier Beinen“ (2015) eindrucksvoll und sehr offen ihren Weg aus der Krankheit. Ihr Therapeut: ein Hund.

Fiffibene Hundeblog Ein Hund ist ein Herz auf vier Beinen
Buburas flog nach dem Besuch einer Freundin in Köln zurück nach Berlin. Nichts Ungewöhnliches für die junge und erfolgreiche 35jährige. Doch dieses Mal war alles anders: Schnappatmung, Hitzewallungen und Ohnmacht kündigten an, was in den darauffolgenden Jahren zum täglichen Kampf wurde. Körperlich topfit, starb Buburas Tag für Tag tausend Tode. Nur noch selten verließ sie die Wohnung und brach alle Kontakte ab. Die natürlichsten Dinge der Welt wurden zur unüberwindbaren Hürde für die junge Frau. Verzweiflung, Angst, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit bestimmten ihr Leben. Sie geriet in eine Spirale der Angst, aus der sie auch keine Therapie herausholen konnte.

Körperlich topfit, starb Buburas Tag für Tag tausend Tode.

 

Nach sieben Jahren erfolgloser Therapien kommt ihre letzte Rettung in Gestalt eines schwarzen Hundes daher. Wunjo, der Therapiehund von Hundetrainerin Stephanie Lang von Langen, und Buburas haben ein erstes Date: „Andere Frauen in meinem Alter warteten auf einen Mann. Ich, 35 Jahre alt, Single, nicht ganz unattraktiv, wartete auf … einen Hund […] Er war nicht zu vergeben, war in festen Händen.“ Und es folgten weitere Treffen.

Für Wunjo hat sie ihre äußere und innere Haltung geändert.

 

Mit Stephanie und Wunjo lernte Tanja Buburas nach Wochen das erste Mal ihre Wohnung zu verlassen. Das Vertrauen in die Welt und in sich selbst kehrte langsam zurück. Indem Stephanie Lang von Langen ihr die Qualitäten eines guten Hundeführers vermittelte, lernte Tanja auch viel über sich selbst. Für Wunjo hat sie ihre äußere und innere Haltung geändert. Dabei halfen ihr im Wesentlichen zwei Erkenntnisse: Unsicherheit und Unsichtbarkeit überzeugen keinen Hund. Und: Hunde lassen sich nicht täuschen. Insofern musste sie sich ändern, um eine gute Hundeführerin sein zu können.

Mit jedem Tag gewann sie ein Stück Leben zurück. „[…] die Begegnung mit ihr [Stephanie] und Wunjo war wie die Tür zu einem neuen Leben für mich. Und dahinter ging es kunterbunt zu.“ Schon bald ging sie allein Einkaufen. Sie machte sogar ein Praktikum als Office Managerin bei Stephanie. Bald war sie sogar bereit, noch mehr Verantwortung zu übernehmen.

Plötzlich schoss er wie aus dem Nichts vor ihre Füße: Gonzo.

 

Auf einem Seminar, das sie selbst organisiert hatte, schoss er plötzlich wie aus dem Nichts vor ihre Füße: Gonzo, aus einer Tötungsstation auf Zypern gerettet, wurde seinerseits zum Retter. Nach einer ersten „Probezeit“ fand er ein neues Zuhause bei Buburas. Sie selbst fand ihren persönlichen „Seelenmechaniker“. Fünf Kilo Hund, klein, frech, wild führten sie ins Jetzt, weg vom Horror in ihrem Inneren hin in die reale Außenwelt. „Schritt für Schritt lief ich hinein in seine Welt und damit hinaus aus meiner Panik.“ Gonzo war für sie „ein Botschafter der real existierenden Welt […]“.

Fünf Kilo Hund, klein, frech, wild führten sie ins Jetzt.

 

Gonzo schaffte schließlich das, was weder Psychoanalyse noch Klinikaufenthalt vermochten: Buburas konnte ihre Medikamente absetzen und erfüllte sich schließlich ihren größten Traum….

Therapiehund Wunjo war ihre letzte Hoffnung.

 

Schon im ersten Kapitel mischt sich die unendliche Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit mit der Vorfreude auf das, was Tanja Buburas als ihren letzten Ausweg sieht: den Therapiehund Wunjo. Auf den folgenden Seiten schreibt sie mit einer bewundernswerten Offenheit und Ehrlichkeit über ihre Krankheit, ihre Gefühle, ihre Ängste, die Scham und das Unverständnis der Leute, das ihr häufig entgegenschlug, von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Erklärversuchen gegenüber den „Gesunden“, kräftezehrenden Kämpfen gegen sich selbst und den vielen Therapien, die sie ausprobierte.

Die Autorin versteht es, den inneren Kampf, den sie kämpfte, darzustellen.

 

Buburas zeichnet ihre Gefühlswelt so detailliert nach, dass nicht nur Betroffene, sondern auch Menschen ohne Angststörung nachfühlen können, wie sie sich in dieser schweren Zeit fühlen musste. Sie versteht es, den inneren Kampf, den sie kämpfte, darzustellen. Der Leser erfährt viel über die Angststörung, aber auch über die Kraft der Gegenwart und der Hunde: Denn Therapiehund Wunjo lässt sie im Jetzt ankommen und hilft ihr so – später dann Gonzo – zu sich selbst zu finden. Ihre tiefe Dankbarkeit diesem Hund und ihrem eigenen gegenüber wird überdeutlich. Buburas erzählt mit einer besonderen Leichtigkeit von den oftmals sehr lustigen Therapiemethoden ihres Hundes Gonzo. Das Buch bildet die gesamte Bandbreite ihrer Gefühlswelt ab.

Das Buch bildet die gesamte Bandbreite ihrer Gefühlswelt ab.

 

Fazit: Eine sehr berührende, zu Herzen gehende Geschichte, die nicht nur verdeutlicht, wie tiefgreifend Hunde das Seelenleben von uns Menschen – ob gesund oder nicht – beeinflussen können. Das Buch gewährt dem Leser zudem einen tiefen Einblick in Buburas eigene, ganz persönliche Gefühls- und Seelenwelt. Ein sehr schönes, mutiges und emotionales Buch. Absolut lesenswert!

Fiffibene Hundeblog Ein Hund ist ein Herz auf vier Beinen

Eine Kostprobe gefällig?

Prolog

Ich blicke in dein schlafendes Gesicht. Es ist so klein, dass es in meine Handfläche passt. Immer wenn ich dich ansehe, muss ich lächeln. Und es wird mir warm ums Herz. Seitdem du bei mir bist, fühle ich mich nicht mehr einsam. Und wann immer mir dieses große Wunder bewusst wird, durchströmt mich eine tiefe Dankbarkeit.

Dein kleiner, warmer Körper zuckt im Traum. Ich wüsste so gern, welche Bilder du siehst. Ob ich darin vorkomme? Ach, das ist doch egal, denke ich mir. Jetzt bist du da und wo du bist, ist keine Angst, weil du immer im Jetzt bist. Eine Weile schmiege ich mich in diesen Moment, dann stehe ich vorsichtig auf und gehe in die Küche. Schwupp, da ist ein Auge offen. Die Küche ist ein hochinteressanter Ort, an dem es zweimal täglich Manna regnet. Jetzt auch? Nein, jetzt nicht, wie du schnell merkst. Deine viel zu großen Ohren bleiben trotzdem auf Empfang. Es könnte ja irgendwo etwas runterfallen.

Eine Fliege kommt durch das geöffnete Fenster herein und summt durch das Zimmer. Mit einem Satz bist du auf allen Vieren und fixierst den Eindringling. Die Ohren gespitzt bis in das allerletzte Härchen, der kleine muskulöse Körper angespannt, die Schwanzspitze zittert. Ein Satz und los geht die Jagd, ein wilder Tanz durch alle Räume. Ich öffne die Balkontür und du treibst die Fliege hinaus. Wir sind ein gutes Team. »Das hast du toll gemacht, Gonzo«, lobe ich dich und streichele über dein struppiges Fell. Fliegenjäger, Angstjäger, Panikkiller, denke ich dabei.

Mit deinen großen, schwarzen Augen schaust du mich an und ich weiß, dass ich in Sicherheit bin. Ich brauche keine Angst mehr zu haben, weil du sie vertreiben wirst, wann immer sie sich anschleicht. Du erkennst sie frühzeitig mit deinen großen Ohren, dem wachen Blick, der feinen Nase. Du bist wie ein Herz auf vier Beinen. Und seit du bei mir bist, ist das Leben wieder schön für mich.

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Endlich, die Türklingel. Ich hatte ihn schon gesehen, vom Fenster aus. Hier geht´s weiter….

Die Autorin und Mitwirkende:

Tanja Buburas, geboren 1977, jung und erfolgreich, wird mit knapp 30 Jahren durch eine Angststörung aus dem Leben gerissen. Sieben Jahre lang scheint alles nur schlimmer zu werden, bis ein Therapiehund die Wende bringt. Sie wird gesund, arbeitet heute als Office Managerin und engagiert sich für soziale Projekte. Die Marketingkommunikationswirtin lebt südlich von München.
Shirley Michaela Seul hat zahlreiche Bücher in verschiedenen Genres veröffentlicht, darunter auch eine Hundekrimi-Serie. Zudem arbeitet sie sehr erfolgreich als Ghostwriterin. Für euch rezensiert: „Luna, Seelengefährtin“.

Warum Hunde noch Herzen auf vier Beinen sind?

Das lest ihr in der Reihe „Das Leben mit Hund ist einzigartig, weil…“

 

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Hi, ich bin Neele, #Hundenärrin, #Hundemama, #Hundehaarmagnet, #Bücherwurm, #Textmaniac, #Yogi www.om-sweet-om.de. Auf diesem Hundeblog schreibe ich über das Leben mit Hund. Im Hundeblog findet ihr Trends, Lustiges, Ernstes, Absurdes, Wissenswertes. Ich sage nur: Let the dogs rock the world!

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