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Hunde-Selfies: Interview mit Hansi Trompka

Hansi Trompka Fiffibene
Neele
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Hunde-Selfies: wird das das Wort des Jahres 2015? Was unter Promis schon seit einiger Zeit Trendstatus hat, ist jetzt auch bei unseren Fellnasen angekommen. Hunde aus einer völlig neuen Perspektive…

Erst kürzlich habe ich es mir bestellt. Die Extra-Portion Foto-Spaß. Das Büchlein „Hunde-Selfies“ von Tierfotograf Hansi Trompka landete in meinem digitalen Einkaufswagen. Und dann wollte ich es genau wissen: Wer ist dieser Hansi Trompka? Hansi ist zwar nicht der Erfinder der Hunde-Selfies, allerdings der erste, der sie so konsequent und stilecht umgesetzt hat. Und der Erfolg gibt ihm Recht!

Fiffibene sprach mit einem sehr bodenständigen, lockeren und humorvollen Experten, der eine magnetische Wirkung auf Hunde hat und im richtigen Moment auf den Auslöser drückt.

Fiffibene Interview mit Hansi Trompka

Hansi, du bist momentan heiß begehrt. Erzähl mal!

Momentan ist sehr viel los, das stimmt. Seitdem ich mit dem Riva-Verlag Ende vergangenen Jahres das Hunde-Selfie-Buch herausgegeben habe, bekomme ich viele Anfragen. Vor zwei Wochen erst war ich Gast beim SAT-1-Frühstücksfernsehen. Einige Tage darauf ist ein Interview in der Süddeutschen Zeitung erschienen, in drei Wochen habe ich einen TV-Auftritt im ZDF …

Wie erklärst du dir den Erfolg des Hunde- Selfie-Buchs?

Hunde und Selfies sind schon für sich genommen zwei starke Trends. Selfies sind in Amerika sogar zum Wort des Jahres 2013 gekürt worden. Und auch hier in Deutschland ist kurze Zeit später der „Selfie-Wahn“ ausgebrochen. Sogar Hunde-Selfies gab es schon vor dem Buch überall im Netz – allerdings in anderer Form. Hinzu kommt: „Hund“ ist ein Themenfeld, wo aktuell jeder mitspielen will.

Fiffibene Interview Hansi Trompka

Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Fotografiert habe ich schon immer. Über T-Shirt-Designs bin ich zur Grafik und über meine Arbeit als selbstständiger Grafiker und Designer bin ich zu meinem ersten professionellen Foto-Job gekommen – ein Elefantenbaby! Es folgten diverse Foto-Jobs von Events über Presse und Werbung; aber mit Tieren macht das Fotografieren einfach am meisten Spaß. Es liegt mir einfach.

Gab es auch Hürden auf deinem Weg?

Ja, sicher. Es war natürlich auch viel Arbeit nötig und nicht immer ist mir alles zugefallen. So wurde ich jahrelang dafür belächelt, dass ich mich auf Hunde spezialisiert habe. Dann habe ich angefangen einige Bildagenturen mit meinen Bildern zu beliefern. Nach und nach kamen dann auch immer mehr private Aufträge hinzu.

Vor einigen Wochen ist Boston-Terrier-Welpe Dottie bei euch eingezogen. Ist dein Finger bei so einem zuckersüßen Hund nicht ständig am Auslöser?

Nein, ganz und gar nicht. Tatsächlich fotografiere ich Dottie kaum. Ich möchte nicht in zwei Meter Entfernung von ihr stehen, noch nicht einmal nur neben ihr. Ich bin lieber mittendrin und beim Spiel mit ihr dabei. Stell dir vor: Wir haben Dottie sonntags vom Züchter geholt. Erst donnerstags gab´s dann das erste Foto von ihr. Stattdessen haben wir uns die gesamte Zeit mit ihr beschäftigt, mit ihr gespielt, waren spazieren, haben geschlafen und haben ihr beim Schlafen zugeschaut.

Das Wichtigste war, mit ihr Zeit zu verbringen, sich aneinander zu gewöhnen und einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Fotos waren erst einmal Nebensache. Zudem wollte ich sie auch nicht mit der Kamera stressen. Denn seien wir mal ehrlich: Hunde im Allgemeinen sind auch irgendwann genervt, wenn man sie ständig und über längere Zeit fotografiert. Daher ist es mir so wichtig, dass ein Fotoshooting wie ein Hundegeburtstag sein muss, Spaß machen soll und der Hund immer wieder durch Spiel etc. abgelenkt wird.

Fiffibene Interview Hansi Trompka

Ist Dottie dein erster Hund?

Ja. Ich hatte vorher keinen eigenen Hund. Allerdings habe ich 1,5 Jahre mit einem Rauhaardackel und zwei Jahre lang mit einem Schäferhund-Mischling in einer WG zusammengelebt. Grundsätzlich kommen auch fremde Hunde und Katzen immer gern und „ungefragt“ zu mir. *lacht*

Hast du das Hundeflüsterer-Gen?

Ich halte generell nichts von der Bezeichnung „Hundeflüsterer“. Die gibt es schlicht nicht. Du kannst jeden Schauspieler zu einem „Hundeflüsterer“ machen. Dafür braucht er kein Gen oder keine langwierige Ausbildung. Es hat vielmehr etwas mit bewusst oder auch unbewusst kontrolliertem Verhalten zu tun. Schau dir Hundetrainer an: Sie beugen sich nicht über die Hunde, gehen auch nicht gleich auf die Hunde ein, sondern begrüßen sie zum Schluss. Es sind die kleinen Körperreaktionen, die die Beziehung zu einem Hund bestimmen. Das kann beispielsweise die Schulterstellung sein. Das ist auch der Grund, warum ängstliche Personen immer wieder Probleme mit Hunden bekommen. Sie senden unbewusst die falschen Signale…

Bei den Selfies musst du extrem nah ran…

Ich bin sehr nah dran, das stimmt. Meistens trennen Objektiv und Hundenase nur fünf bis 20 cm. Da musst du schon aufpassen, dass der Hund dir nicht ins Objektiv beißt. *lacht*

Fiffibene Interview Hansi Trompka

Wie gewinnst du das Vertrauen der Hunde?

Ich bin entspannt, erwarte nichts von den Hunden und schenke ihnen erst einmal so wenig Beachtung wie möglich. Wenn du willst, dass der Hund zu dir kommt, sitze abseits in der Hocke und konzentriere dich auf das, was du gerade tust. In der Junghundegruppe, in der ich oft fotografiere, kommen die Hunde irgendwann zu mir und legen sich direkt unter mich. Müde Hunde suchen einen Ruhepol. Und genau das bin ich in dem Moment für sie, weil ich die Hunde nicht beachte, sondern weiter meine Arbeit mache.

So ein Objektiv direkt vor der Nase gefällt wahrscheinlich nicht jedem Hund, oder?

Es gibt sogar Hunde, die regelrecht Angst vor dem Klicken des Auslösers haben. Ich hatte mal zwei Rhodesian-Ridgebacks, die bei der Begrüßung beide noch extrem zutraulich und stürmisch waren. Beim ersten Auslösergeräusch sind sie zwei Meter zurück gesprungen. Das kannst du aber leicht auflösen, indem du dir das Clicker-Prinzip zunutze machst. Viele Hunde kennen das Training mit dem Clicker. Wenn du den Auslöser drückst und die Hunde direkt danach mit einem Leckerli belohnst, lernen sie, das Geräusch mit etwas Positivem zu verbinden. Problem gelöst!

Fiffibene Interview Hansi Trompka

Gab es jemals einen „Zwischenfall“?

Also ins Objektiv hat noch kein Hund gebissen, wenn du das meinst. Das Schlimmste, das bisher passiert ist: Ein Hund hat meine Fototasche markiert und ein anderer hat sich das Stativ vorgenommen. Seitdem präpariere ich meine Tasche mit einem Regenschutz. Der ist leicht zu reinigen.

Wie bekommst du die typische Selfie-Pose hin?

Bei jedem Hund gibt es verschiedene Möglichkeiten, die zu der Pose führen: Entweder hebt der Hund die Pfote, schlägt nach mir oder kratz an mir. Ich biete ihm meine linke Hand an, während ich in meiner rechten die Kamera halte. Der Hund bewegt seine Pfote dann automatisch entlang des Objektivs, sodass die typische Selfie-Einstellung entsteht. Was nicht funktioniert ist, wenn ich versuche die Pfote zu mir und leicht nach oben zu ziehen. Das mögen die meisten Hunde nicht. Der Hund muss das von sich aus anbieten. Das habe ich auch einigen übereifrigen Herrchen und Frauchen erklären müssen, die helfend nach der Pfote greifen wollten.

Fiffibene Interview Hansi Trompka

Die Top 3 Grundvorrausetzungen für den Erfolg eines Selfies sind…

Der Hund sollte offen und zutraulich sein, Pfötchen geben können und vor allem wollen. Selbst wenn alle Grundvorrausetzungen erfüllt sind, funktioniert es bei jedem 10. Hund trotzdem nicht oder nicht ohne weiteres. Der Hund, der sonst immer fokussiert ist, ist dann vielleicht ausgerechnet an dem Tag abgelenkt und dreht sich immer wieder von der Kamera weg. Eine Garantie gibt es eben nicht. Erzwingen tue ich nichts. Und ganz wichtig: Richte jedes Fotoshooting so aus, als wäre es der Kinderhundegeburtstag des Hundes, dann bist du erfolgreich. Der Hund muss total Bock drauf haben und die Arbeit brutal toll finden. Dann bekommst du klasse Fotos.

Welche Hunde eigenen sich so gar nicht für Selfies?

Es gibt Fälle, da ist ein Selfie nicht möglich. Einige Hunde lassen sich zum Beispiel überhaupt nicht anfassen. Außerdem kann es sein, dass der Hund rassespezifisch nicht für Selfies geeignet ist. Bei Hunden mit sehr kurzen Beinen ist es besonders schwer, die typische Selfie-Pose hinzubekommen.

Fiffibene Interview Hansi Trompka

Gibt es noch weitere Beispiele, die ein Shooting erschweren?

Ja. Wenn Herrchen oder Frauchen den Hund nervös machen oder der Hund zu fixiert auf seinen Besitzer ist. Ich hatte mal einen Hund im Studio, der sich ständig bei seinem Herrchen vergewissert hat, dass alles in Ordnung ist. Da war es schwer, eine gute Aufnahme zu bekommen, da der Hund ständig den Kopf gedreht hat.

Wie hast du das Problem gelöst?

Ich habe das Herrchen gebeten, die Wand anzuschauen, damit der Hund merkt, dass er zwar da ist, aber ihn nicht beachtet.

Wie lang dauerten bisher das kürzeste und das längste Selfie-Shooting?

Das kürzeste Shooting hat 3 Sekunden gedauert, nachdem der Hund dann endlich mal zu uns kam… Das Frauchen habe ich nämlich spontan im Park angesprochen. Der Hund war total verrückt und ist die ganze Zeit außer Rand und Band durch den Park gesprungen. Nach 15 Minuten ist er dann mal kurz vorbei gekommen, hat mir seine Pfote gegeben und ich habe den Auslöser gedrückt. Das war Funny, die auch im Hunde-Selfie-Buch zu sehen ist.
Das längste Shooting hat ca. 3,5 Stunden gedauert, wobei ich davon nur eine Stunde wirklich fotografiert habe.

Fiffibene Interview Hansi Trompka

Die verrückte Funny war das schnellste Modell.

Studio oder grüne Wiese: wo nimmst du auf?

Ich geh so gut wie nie ins Studio. Der Hund soll Spaß haben und das hat er eher draußen im Freien beim ungezwungenen Spiel als im Studio. Das Wetter spielt dann natürlich auch eine Rolle. Ein Hund, der bei blauem Himmel über eine Wiese mit rosa Blümchen rennt und von den Sonnenstrahlen geküsst wird ist dabei allerdings nicht immer das beste Motiv. Der Charakter eines Border Collies kommt vielleicht eher bei Nieselwetter, bewölktem Himmel und 10 Grad heraus. Wichtig ist nicht das Wetter, sondern zu wissen, wie man das Wesen des Hunde am besten einfängt.

Lotte vom SAT-1-Frühstücksfernseh-Team zum Beispiel war ein schwerer Fall…

Warum? Sie ist doch sehr entspannt…

Ja, eben. Sie war zu entspannt. Meine Leckerli-Taktik hat nicht funktioniert, was bei den Plattnasen sehr ungewöhnlich ist. Sie hat mich angeschaut und sich gedacht: „Du kommst ja eh wieder her zu mir…“. Sie war eindeutig zu cool.

Das heißt, jeder Hund ist anders, jede Aufnahmesituation ist anders?

Richtig, es gibt keinen standardisierten Ablauf. Ein Hund, der sonst nie hüpft und springt, sollte das auch für das Shooting nicht tun müssen. Wenn du einen Hund 3 Stunden über die Wiese jagst, nur um ein Foto im Lauf zu schießen, bewirkst du das genaue Gegenteil: der Hund wird dir nicht das Motiv geben, dass du suchst, sondern sich genervt wegdrehen. Man kann aus allem etwas machen. Man muss nur offen sein und den richtigen Augenblick erfassen. Auch ein Hund, der nur herumliegt, bietet ein Motiv.

Fiffibene Interview Hansi Trompka

Wie teuer ist ein Shooting bei dir?

Es kommt darauf an, was der Kunde will. Will er nur Fotos für das iPad, dann ist der Aufwand geringer und der Preis günstiger als bei einem Shooting, bei dem ein 2-Meter-Poster herauskommen soll. Ab 300 Euro kostet ein 60-Minuten-Shooting.

Was kommt nach dem Hunde-Selfie-Buch? Schon etwas geplant?

Derzeit arbeite ich an zwei weiteren Büchern: „Faule Hunde“ und „Katzengeständnisse“. „Katzengeständnisse“ erscheint schon Anfang März, „Faule Hunde“ Anfang April. Beide sind vergleichbar mit dem Hunde-Selfies-Buch: klein, witzig, kurzweilig und als Geschenk prima geeignet. Ein drittes Buch ist auch schon geplant…Und natürlich werde ich im Sommer wieder haufenweise neue Schnauzen treffen!

Ein letzter Tipp vom Hundeprofi ;-)?

Gebt euren Hunden Struktur. Nur wenn IHR die Regeln bestimmt und diese konsequent einfordert, wird euer Hund mehr Freiheiten genießen können. Regeln geben nicht nur mehr Freiheit, sondern auch Sicherheit. Für den Hund bedeuten klare Regeln weniger Stress.

Hansi, vielen Dank für das Gespräch!

 

Hansi Trompka

Zu Hansi Trompka

Hansi Trompka arbeitet seit 10 Jahren als freier Grafiker, Designer und Tierfotograf. Er hat sich besonders auf das Ablichten von Hunden spezialisiert, was zum einen an seiner großen Liebe zu den Vierbeinern liegt und zum anderen daran, dass es in seiner Heimatstadt München einfach deutlich mehr Hunde als Elefanten gibt. Das Wohl der Tiere steht für ihn bei seiner Arbeit selbstverständlich immer an erster Stelle. Hansis Website findet ihr hier. Folgt seinen Spuren auch auf Facebook. Auch Dottie hat ihr eigenes Facebook-Profil!

Bilder: Hansi Trompka Hunde-Selfies / riva Verlag 

 

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