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Buchrezension: „Ich bin hier bloß der Hund“

Fiffibene Hundeblog
Neele
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Hund und Mensch teilen Vieles und sehen die Welt doch mit anderen Augen. Wie der Hund die Welt wahrnimmt und über die Menschen und ihre Eigenheiten und Motive denkt, übersetzt die Autorin Jutta Richter in ihrem Buch „Ich bin hier bloß der Hund“.

Jutta Richter

Es ist ein wundervolles Buch, das mit viel Herz und Empathie die Erlebnisse zwischen Hund und Mensch und die hündischen Interpretationen in eine sehr persönliche Geschichte verpackt. Erzählt wird sie von Anton, dem Hütehund, der dem Leser auf sympathische Art näherbringt, wie Hunde die Welt betrachten.

Anton bringt dem Leser auf sympathische Art näher, wie Hunde die Welt sehen.

 

Die Autorin schlüpft in die Rolle von Anton, der eigentlich Brendon heißt. Und hier steigt das Buch ein: Brendon, geboren in Ungarn und unter den Fittichen seines Onkels als stolzer Hütehund aufgewachsen, wurde von seiner Familie in Anton umgetauft, denn: „Anton lässt sich leichter rufen als Brendon“. Für ihn natürlich absolut unverständlich und eine erste Beleidigung seiner edlen Herkunft.

Eine erste Beleidigung seiner edlen Herkunft: Brendon wird in Anton umbenannt.

 

Anton lebt zusammen mit seinen „Herrschaften“ Friedbert und Emily, ihrem Kind und der Katze Mizzi auf einem Wasserschloss. Eigentlich könnte sein Leben sehr schön sein. Wenn er nicht dauernd in Situationen geriete, die er falsch interpretiert – aber er will sich ja nicht beklagen, wie er am Ende jedes Kapitels bekräftigt: „Nicht, dass ich mich beklagen will. Im großen Ganzen habe ich es gut getroffen.“

Anton betreibt Menschenkunde und versucht zu verstehen, was in diesen zweibeinigen Wesen vorgeht. Vieles ist für ihn aus (Hüte-)Hundeperspektive völlig unlogisch. So versteht er zum Beispiel nicht, warum er – in Ermangelung seiner geliebten Zackelschafe und Graurinder – keine Hasen und Enten jagen darf. Das würde seiner eigentlichen Bestimmung nämlich viel eher entsprechen als ständig bei Fuß zu gehen. Aber: „(…) wenn es Friedbert freut, gehe ich auch bei Fuß. Dann gibt es nämlich Schweineohren zur Belohnung…“ Tapfer versucht Anton sich in die menschliche Welt einzufügen.

Vieles ist für ihn aus (Hüte-)Hundeperspektive völlig unlogisch.

 

Die Missverständnisse mehren sich allerdings und so beschließt Friedbert, Anton in eine Hundeschule zu schicken. Das ist die Höchststrafe. Dort hört er von der Hundetrainerin zum ersten Mal den Satz „Du bist hier bloß der Hund.“ So begrüßt sie ihn und meint, dass ab sofort nur sie das Sagen hat.

Die anderen habe er aber fest im Griff: „Ein leises Winseln, ein fröhliches Wedeln, ein Stupsen, schon tut man, was ich will.“ Emily, die Hüterin der Töpfe und Dosen, habe ein besonders weiches Herz und weiß, wie man Anton glücklich macht.

Friedbert verhängt eines Tages die Höchststrafe: Hundeschule.

 

Sein Augenstern ist die Kleine. Mit ihrer „glockenhellen Stimme“ klingt sogar „Anton“ fast ein wenig wie „Brendon“. Außerdem verlässt die ungeliebte Katze Mizzi den Raum, sobald die Kleine naht. Sie weiß als einzige, wie man ihn richtig krault, teilt Käse mit ihm und ist seine „Schwester“.

Die beiden verstehen sich und passen gut aufeinander auf. Wie gut, das zeigt sich, als die Familie einen Winter-Spaziergang unternimmt. Endlich kann Anton seine Hütehund-Qualitäten zeigen. Anton wird zum Heldenhund. Allerdings hält dieser Status nicht lange an: Die Weihnachtsgans gerät in die falschen Hände oder besser gesagt Mäuler…

Anton erlangt nach einer dramatischen Rettungsaktion Heldenstatus. Diesen hält er aber nicht lang…

 

Im letzten Kapitel stellt die Kleine die entscheidende Frage: „Papa, ob Hunde weinen können, will ich wissen!“ Friedbert antwortet und beschreibt, wie das „hündische Weinen“ aussieht – nicht ohne ein Beispiel aus der Vergangenheit heranzuziehen: Anton…

Am Ende der Geschichte erfährt der Leser, dass Anton mit einer Lebenslüge lebt… Ein rührendes Ende, in dem mit so wenigen Worten doch alles gesagt wird.

Anton lebt mit einer Lebenslüge…

 

Fazit: Antons Geschichte ist rührend, erfrischend und humorvoll erzählt. Jutta Richter gelingt es, mit sachlich-pointierter Schreibe die hündische Perspektive so realistisch wie möglich zu beschreiben. Das Buch bietet auf diese Art einen herzerwärmenden Einblick in die Hundeseele.

Ein herzerwärmender Einblick in die Hundeseele…

 

Eigentlich gehört das Buch in die Kategorie „Kinderbuch“. Ich lege jedoch jedem ans Herz, das 118 Seiten starke Büchlein auch als Erwachsener zu lesen. Es erfrischt in seiner Art zu erzählen, und eröffnet dem Leser in kurzen, pointierten Sätzen, humorvollen wie auch ergreifenden und traurigen Szenen die Welt von Anton. Am Ende sollten Taschentücher bereit liegen. „Ich bin hier bloß der Hund“ ist eine Geschichte über die Suche nach dem eigenen Platz.

 

Die Autorin:

Jutta Richter ist 1955 in Burgsteinfurt/Westfalen geboren und im Ruhrgebiet sowie Westfalen aufgewachsen. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Detroit/USA veröffentlichte sie noch als Schülerin ihr erstes Buch. Anschließend studierte sie Theologie, Germanistik und Publizistik in Münster. Seit 1978 lebt sie als freiberufliche Autorin auf Schloss Westerwinkel im Münsterland und in Hamburg.

Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Preise, darunter 2001 den Deutschen Jugendliteraturpreis, 2004 den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis und 2007 den Italienischen Kinderbuchpreis.

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Hi, ich bin Neele, #Hundenärrin, #Hundemama, #Hundehaarmagnet, #Bücherwurm, #Textmaniac, #Yogi www.om-sweet-om.de. Auf diesem Hundeblog schreibe ich über das Leben mit Hund. Im Hundeblog findet ihr Trends, Lustiges, Ernstes, Absurdes, Wissenswertes. Ich sage nur: Let the dogs rock the world!

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