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Chez Lilli, Schönes für Hund und Halter, lautet der Name und die Tagline des Labels von Antonella Vasile. Und die Kollektion hält, was der Name verspricht, setzt sogar noch eins oben drauf: funktional, modern, schick, bunt und cool. Unseren Geschmack hat Chez Lilli zu 1000 Prozent getroffen, und den vieler anderer Kunden auch. Denn es läuft sehr gut für die Stuttgarterin. Dabei ist Antonella eines besonders wichtig: „Der Hund soll Hund bleiben dürfen“.
Fiffibene besuchte die Designerin im nagelneuen Showroom und sprach mit einer Frau, die überaus kreativ, offen, informiert, lustig, entspannt ist und das Herz am rechten Fleck hat! Eine Powerfrau, die ihre Persönlichkeit in jedes ihrer Kollektionsteile einfließen lässt.
Antonella, du wuppst zwei Berufe: Marketingspezialistin und Designerin. Wie bekommst du beides unter einen Hut?
Es funktioniert sehr gut. Ich entwerfe und nähe vor allem am Abend und am Wochenende. Da es mir unglaublichen Spaß macht, ist es für mich keine Belastung. Gute Organisation spielt natürlich auch eine Rolle. So bleibt dann auch noch genügend Zeit und Energie für Lilli: Lilli ist meine Parson Russel Terrier-Dame, die mit allen Wassern gewaschen ist *lacht*.
Seit wann gibt es Chez Lilli?
Chez Lilli gibt es seit ungefähr vier Jahren. Die Idee entstand jedoch schon etwas früher. Nachdem Lilli bei uns eingezogen ist, habe ich gemerkt, dass es kaum schöne und qualitativ hochwertige Hundesachen zu kaufen gibt, weder auf Messen noch im Laden. Also habe ich selbst Ideen entwickelt. Das war der Moment, in dem ich das erste Mal über einen eigenen Shop nachdachte.
Hast du davor schon genäht?
Nein, ich hatte gar keine Näherfahrung. Die erste Kollektion hat noch eine Freundin genäht, die selbst ein Kinder-Label führt. Ich hatte so unglaublich viele Ideen. Die wollte ich gerne selbst umsetzen, um unabhängiger zu sein. Einen Nähkurs und ein Nähmaschinen-Kauf später war es dann so weit. Heute nähe ich Hundeleinen, Wendehalstücher, Halsbänder, Leckerli-Beutel, Hundekissen, Schals für den Zweibeiner u.v.m.
Wie bist du auf den Namen gekommen?
Lilli heißt unsere 6-jährige Parson Russel Terrier-Dame. Sie ist also nicht nur der Grund für das Label, sondern auch seine Namensgeberin. Außerdem sind wir absolute Frankreich-Fans und so stand fest: Das Label sollte französisch klingen. „Bei Lilli“ klingt ja auch irgendwie seltsam, daher haben wir es in „Chez Lilli“ übersetzt.
Die Napf-Konstruktion stammt von deinem Schwiegervater. Steckt noch mehr Familie in Chez Lilli?
*lacht* Ja, man könnte es ein kleines Familien-Unternehmen nennen. Die Futterbar mit Doppelnapf aus Holz hat mein Schwiegervater geschreinert, die Kollektionsständer stammen von meinem Papa. Website und Werbeanzeigen macht mein Freund. Ich freue mich, dass so viel Familie im Label steckt. Es ist natürlich auch vor allem am Anfang unglaublich hilfreich, wenn man so viel Unterstützung bekommt.
Deine Kollektion in drei Sätzen!
Die Kollektion von Chez Lilli ist farben- und lebensfroh, funktional, macht gute Laune und ist hundgerecht. Sie soll Hund und Halter Freude machen. Der Hund soll Hund bleiben dürfen, das ist mir sehr wichtig.
Das ist ja leider nicht bei allen Anbietern der Fall…
Leider nein. Was ich so am Markt beobachte, nimmt manchmal seltsame Züge an…
Zum Beispiel?
Der Hund ist für viele Anbieter zum „neuen Markt“ geworden. Neu deswegen, weil der Hund nicht mehr nur als Hund gesehen wird, sondern vielmehr als Kind. Auf der Interzoo Messe in Nürnberg war ich sehr irritiert, als ich zu einem Stand im Boutique-Style kam. Es wurden barocke Kleidchen angeboten – für Hunde…. der Stand sah aus wie ein Puppenladen, mit viel Schnickschnack und Chichi. Wenn man einen Hund in ein Kleid zwängt, ist für mich eine Grenze überschritten. Ein Halstuch schränkt einen Hund nicht ein. Ein enges barockes Kleid schon. Und was ist der Nutzen für den Hund?! Da stimmt die Balance einfach nicht mehr. Deswegen ist es mir so wichtig, dass ich mit meiner Kollektion „Schönes für Hund und Halter“ anbiete, aber der Hund dabei immer Hund bleiben darf und einen Nutzen hat.
Wer waren deine ersten Kunden?
Bekannte und Freunde. Danach kamen immer mehr Kunden über persönliche Empfehlung. Noch bevor ich meine eigene Website hatte, habe ich einige Händler über eine klassische Mailing-Aktion angeschrieben. Die Resonanz war gleich zu Anfang sehr positiv.
Was sind heute deine Haupt-Absatzkanäle?
Oh, das kann ich so pauschal gar nicht sagen. Im Grunde halten sich alle Kanäle die Waage. Viel läuft über Händler, meinen Online-Shop, Messen und immer noch sehr stark über persönliche Weiterempfehlung.
Du bietest auch einen Heimservice an?
Ja, allerdings wurde der Service erst zweimal angefragt. Ich glaube, viele Leute denken, dass sie dann so- und-so-viele Teile kaufen MÜSSEN. Ein Showroom wird eher angenommen. Ich plane demnächst einen Tag oder Abend der „Offenen Tür“. Hundehalter können dann ganz in Ruhe durch den Chez Lilli Showroom gehen und sich die Kollektion ansehen.
Machst du auch Einzelstücke?
Ja klar. Auf einer der vergangenen Messen habe ich zwei nette Mädels kennengelernt. Ihnen gehört der Shop „Liechtenstern“. Für die beiden habe ich eine eigene kleine Kollektions-Reihe mit Jeanshalsbändern und -leinen gefertigt. Die Vorgabe war, die Farben „blau“ und „rot“ zu kombinieren. Ich bin in einen Laden gegangen und habe diesen Jeansstoff gesehen. Der sah in Kombination mit dem roten Stoff einfach klasse aus.
Bist du grundsätzlich offen für solche Kooperationen?
Ja, auf jeden Fall. Für das Filmfest „Berlinale“ habe ich zum Beispiel die offiziellen Berlinale Hunde-Halsbänder genäht. Sie wurden im Berlinale Online-Shop verkauft und waren auf Anhieb vergriffen.
Was inspiriert dich für deine Kollektionen?
Vieles, sehr vieles. Trends spüre ich durch viele verschiedene Eindrücke fast unbewusst auf. Manchmal ist es etwas, das ich in einer Zeitschrift sehe. Da ich in der Werbung arbeite und viele Kunden aus der Modebranche betreue, bin ich immer am Puls der Zeit. Außerdem habe ich sehr viele kreative Leute in meinem Bekanntenkreis, die mich sehr inspirieren. Da kommt dann auch die ein oder andere Idee bei einem schönen Glas Wein. Inspiration und Bauchgefühl ist aber natürlich nicht alles. Am Anfang hat mir auch das Feedback der Händler enorm geholfen. Sie decken die breite Masse ab und wissen, was gerade gut läuft. Darauf baue ich auf und mache Vorschläge. Momentan sind zum Beispiel Totenkopf-Muster sehr gefragt. Daher arbeite ich zurzeit an Halstüchern in Totenkopf-Optik. Wäre die Nachfrage nicht so groß, würde ich diese Halstuch-Linie vermutlich nicht nähen.
Im großen Ganzen steckt aber viel Tony in der Kollektion, oder?
Auf jeden Fall. Chez Lilli ist mein Baby. Es steckt sehr viel Herzblut in den Kollektions-Teilen. Darin steckt mein Stil, stecke ich. Natürlich setze ich auch Kundenwünsche um. Ich würde aber nie etwas nähen, das mir überhaupt nicht gefällt.
Und ich erkenne einen roten Faden….
*lacht* Du spielst auf die Sternchen- und Punkte-Muster an?! Ja, schon in der ersten Kollektion kommen diese Muster vor. Viele Teile sind auch vom Landhaus-Stil inspiriert, den ich sehr mag. Clean, das bin einfach nicht ich. Ich liebe es, verschiedene Muster und Farben zu kombinieren. Bunt muss es sein. Lebendig.
Wo bekommst du deine „Rohstoffe“ her?
Gurte, Schnallen und Webbänder kaufe ich online. Meine Stoffe kaufe ich meistens im Stoffladen in der Augustenstraße in Stuttgart Mitte. Der Laden ist einfach toll. Die Verkäufer beraten richtig gut und sind sehr nett! Wenn ich in Berlin bin, decke ich mich auch dort mit Stoffen ein. Die Vielfalt ist in der Hauptstadt einfach noch einmal deutlich größer. Leider komme ich dort zu selten hin.
Was unterscheidet deine Halsbänder, Leinen & Co. von den herkömmlichen Herstellern?
Die „Großen“ am Markt sind auf Masse aus. Das spiegelt sich auch in der Qualität wider. Ich untersetze meine Halsbänder und Leinen zum Beispiel mit Softshell-Material. Das ist für Hund und Halter einfach angenehmer. Außerdem lege ich großen Wert auf die richtige Passform. Viele große Hersteller setzen den Karabiner und den D-Ring beispielsweise direkt auf die gegenüberliegende Seite von der Schnalle. Das ist aber völliger Unsinn und nicht gesund für den Hund. Die Schnalle sitzt so direkt am Hals und drückt auf die Luftröhre, wenn der Hund zieht. Und das passiert schließlich schon einmal. Vor allem beim Mantrailing muss das Geschirr perfekt sitzen, da dein Hund dich ja zum Ziel führen soll – und das am Besten ohne zu „röcheln“.
Was ist dir noch wichtig?
Funktionalität! Alle Materialien von Chez Lilli sind pflegeleicht, leicht zu reinigen und robust. Lilli ist eine richtige Wasserratte. Das Geschirr kann ich danach einfach in die Waschmaschine werfen und es sieht aus wie neu. Neben Funktionalität und Passform, soll die Kollektion auch Laune machen. Ich bin absolut kein Fan von Chichi und Pfötchen-Mustern. Bunt, freundlich, cool muss es allerdings schon sein. Mustermixe und ein Design, das Spaß macht, zeichnet Chez Lilli aus.
Als du Wilma das Geschirr umgelegt hast, hast du genau geprüft, wie es sitzt. Hast du dich von Tierärzten beraten lassen?
Nein, von Tierärzten nicht. Ich habe mir aber sehr viel zum Körperbau des Hundes etc. angelesen. Mit Trainern habe ich mich auch immer wieder ausgetauscht.
Wie lange brauchst du für ein Halsband?
Ein Halsband nähe ich in 30 bis 45 Minuten.
So schnell?
*lacht* Ja, das Nähen geht schnell. Am zeitaufwändigsten ist das Zuschneiden der Stoffe.
Stammen deine Kunden nur aus Deutschland?
Nicht nur, aber hauptsächlich. Vor allem auf Messen ist die Kundschaft internationaler. Die Briten zum Beispiel fahren total auf Chez Lilli ab *lacht* Auf einer der letzten Messen kamen zwei Briten direkt von den Crufts zu meinem Stand und haben sich komplett eingedeckt. Ein Jahr später hat ein ganzes Dogdance-Team bei mir eingekauft. Ich habe eine Britin kennengelernt, die einen eigenen Online-Shop plant und auf der Suche nach Ware war. Auch sie war begeistert. Über eine Empfehlung habe ich vor kurzem auch eine Schleppleine mit passendem Halsband für eine türkische Kundin genäht.
Auf welchen Messen bist du mit eigenem Stand vertreten?
Ich bin auf der Animal in Stuttgart und auf kleineren Events wie dem Mops- und Bulldoggen-Rennen in Esslingen oder auf Kunstmärkten vor Ort. Außerdem habe ich auch bald einen DaWanda-Shop.
Erzähl mal, wie kam Lilli in euer Leben?
Ich wollte zwar immer schon einen Hund, Lilli kam dann aber doch eher durch einen Zufall zu uns. Ich hatte mich in den Parson Russel Terrier von Bekannten verliebt. Wir haben ihn kurz nachdem unsere Freunde ihn zu sich geholt haben vier Wochen bei uns aufgenommen. Sie hatten schon einen Urlaub gebucht, den sie nicht mehr verschieben konnten. Insofern kamen wir unverhofft zu unserem Gast-Welpen Polly. Ich wollte sie nach den vier Wochen gar nicht mehr hergeben. Nach dieser Zeit mit Vierbeiner war klar: wir wollen einen Hund! Im Tierheim wurden wir leider nicht fündig, daher gingen wir zum Züchter. Ich wollte eigentlich einen Parson Russel Terrier, der genau so aussah wie Polly. Dann wurde es Lilli. Es passte einfach zwischen uns.
Plant ihr vierbeinigen Nachwuchs?
Irgendwann schon. Der nächste Hund kommt dann aber definitiv aus dem Tierschutz. Da Lilli ein Energiebündel ist, wäre ein Hund mit ruhigerem Gemüt klasse. Und ein Rüde muss es sein. Aber erst einmal kommen wir hier im neuen Haus an. Dann folgt der nächste Schritt.
Apropos „neues Heim“: Hast du Tipps für einen Umzug mit Hund?
Den Hund so wenig wie möglich daran teilhaben lassen.
Liebe Tony, vielen lieben Dank für das tolle Gespräch und den tollen Tag bei euch im Showroom!