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Sie sind nicht schön. Sie werden in den seltensten Fällen akzeptiert. Sie zwacken, schränken ein und hinterlassen im schlimmsten Fall beim Gegenüber ein unangenehmes Gefühl: Maulkörbe. Maulkörbe lassen selbst die liebsten, putzigsten Hunde wie Hannibal Lecter aussehen. Und noch etwas: Habt ihr im herkömmlichen Handel schon einmal Maulkörbe entdeckt, die auch den Plattschnauzen unter den Hunden passen? Ich jedenfalls nicht, zumindest keine, die Wilma passen würden.
Maulkörbe lassen selbst die liebsten, putzigsten Hunde wie Hannibal Lecter aussehen.
Urlaub, ÖPNV, Giftköder…und der Alibi-Maulkorb
Vor unserem Urlaub in Österreich waren wir gezwungen, uns mit dem Thema „Maulkorb“ näher auseinanderzusetzen…naja, näher bedeutete: unmotiviert in einen der bekannten Tierbedarfsläden schlappen und missmutig nach dem erstbesten Maulkorb greifen. Der passte natürlich nicht, taugte aber als Alibi-Maulkorb. Da wir uns im tiefsten Gebirge befanden, hat uns niemand genötigt, Wilma in den Maulkorb zu zwängen. Glück gehabt. Aber auf das Glück zu vertrauen ist manchmal nicht genug.
In Bus und Bahn herrscht auch in Stuttgart Maulkorb-Pflicht.
In Bus und Bahn herrscht auch in Stuttgart Maulkorb-Pflicht. Viele Hundebesitzer der sogenannten Staubsauger-Kategorie schätzen Maulkörbe außerdem aus einem anderen Grund: als Schutz für den eigenen Hund. Und der nächste Urlaub in einem Land, in dem Maulkorb-Pflicht herrscht, kommt bestimmt.

Für Plattschnauzen ist es schwer, einen passenden Maulkorb zu finden. Aber auch für „normalschnäuzige“ Hunde sind Maulkörbe in den wenigsten Fällen „bequem“…
To put it in a nutshell….
Also halten wir fest: Maulkörbe passten bisher nicht – zumindest nicht auf Wilmas wunderschönes Antlitz -, sahen furchteinflößend aus, und hatten dank des damit verbundenen negativen Images kaum Fans. Bisher!
BUMAS gegen Hannibal L.
Verena Lanner, die Gründerin des österreichischen Unternehmens BUMAS (BUnte MAulkörbe nach MasS), zeigt, dass es auch anders geht. Im burgenländischen Pöttelsdorf werden seit mehr als zwei Jahren Maulkörbe nach Maß angefertigt. Die Mission (u.a.): das teilweise immer noch schlechte Image des Maulkorbes um 180° drehen und aufpolieren.
Schaut man sich den BUMAS an, behaupte ich mit Fug und Recht, dass das gelungen ist: Sie sind bunt, sehen freundlich, verspielt und individuell aus – so gar nicht nach Maulkorb und blutrünstigen Bestien, deren Schnauzen in Schach gehalten werden. Laut Aussage von BUMAS wurden bisher 224 verschiedene Farbkombinations-Wünsche (exklusive der Standard-Modelle) umgesetzt.
Zweiter Teil der BUMAS-Mission: einen Maulkorb schaffen, der die optimale Passform und damit einen hohen Tragekomfort hat, pflegeleicht und funktional ist.
Stichwort: Passform/Tragekomfort
Im vergangenen Halbjahr hat das BUMAS-Team laut eigenen Aussagen allein 180 Maulkörbe mit speziellen Frenchy-/Mops-Maßen angefertigt. Die Resonanz: Durchweg positiv. Kein Wunder, findet man doch als Besitzer einer Bulldogge oder eines Mopses nur schwer einen Maulkorb mit der richtigen Passform. BUMAS hat den Bedarf erkannt und gehandelt. Gut so!
Stichwort: Funktionalität/Pflege/Haltbarkeit
Der BUMAS ist aus Biothane gefertigt. Vielleicht kennt ihr das Material bereits von anderem Hunde-Zubehör. Wir haben beispielsweise eine Schleppleine aus diesem Stoff und schätzen die Vorteile sehr. Biothane wurde als Lederersatz entwickelt. Es ist jedoch deutlich haltbarer und langlebiger als Leder. Das Material ist zudem hygienisch, reiß- und wasserfest – und BUNT! Es lässt sich einfach und gut mit Wasser und bei stärkerem Schmutz mit einem Bürstchen reinigen. Das ist vor allem für die Leberwurst-Übungs-Phase sehr von Vorteil….
Leicht zu handhaben ist der BUMAS auch für uns Zweibeiner: Der Verschluss liegt seitlich am Hinterkopf des Hundes. Er lässt sich leicht verschließen und wieder öffnen – was vor allem in der Übungsphase extrem wichtig ist. Die einzelnen Riemen (Seitenriemen, Korbriemen) sind mit (nicht rostenden) Nieten verbunden. An drei Stellen lässt sich der Maulkorb auf euren Hund feintunen, um der Passform den letzten Schliff zu geben. Für besonders empfindliche Fellnasen wird der BUMAS von innen mit Neopren überzogen, für die Kurzschnäuzer empfiehlt BUMAS außerdem den Mittelriemen.
Es ging ans Eingemachte: Die Vermessung der Wilma
Damit das BUMAS-Team den passenden Maulkorb nach Maß fertigen kann, wird zuhause der Hund vermessen (das muss nicht unbedingt sein, es gibt auch Standard-Größen). Hierfür gibt das Team telefonisch und per E-Mail eine Menge Tipps. Die liebe Manuela von BUMAS hat mich immer wieder beraten. Für die Vermessung wurde uns zudem ein Mess-Video ans Herz gelegt.
Wir waren kein leichter Fall…
Trotz all der hilfreichen Anleitungen, Tipps und Zusatzinfos habe ich es geschafft, mich zu VERMESSEN. Eigentlich ist es kinderleicht, aber ich stand mir selbst im Wege bzw. zwei andere Hindernisse:
- Ich meinte es mit dem Abstand zur Nase und dem Umfang zu gut (Wilma sollte ja schließlich ordentlich Platz haben im Maulkorb). Mit meiner Messtechnik hätte allerdings noch ein ganzes Huhn hinein gepasst. Typisch.
- Ich dachte, dass ich in Ermangelung eines ordentlichen Maßbandes Umfang und Schnauzen-Länge auch mit einem schnöden Bindfaden messen könnte. Keine gute Idee. Davon rate ich euch dringend ab: lieber ein Maßband kaufen. Auch typisch.
- Wilma ist so unglaublich zappelig – selbst nach einem ausgiebigen Spaziergang. Fummelt man ihr dann noch mit irgendetwas im Gesichtchen herum, verdreifacht sich die Hummelzahl in ihrem Ärschle…noch typischer.
Fazit: Mit meinem Mess-Unvermögen (bzw. gutgemeinter Extra-Portion Abstand), den Zappel-Philipp-Qualitäten á la Wilma und dem falschen Mess-Utensil haben wir uns einen Maulkorb zusammengestellt, der einem Rottweiler passen könnte…naja…fast. Aber wir bekamen eine zweite Chance!
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