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Stress bei Hunden: Auslöser, Symptome sowie Gegenmaßnahmen

Carolin Caprano über Stress bei Hunden Fiffibene Hundeblog
Neele
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Hunde sind zahlreichen Stressfaktoren ausgesetzt. Auch bei artgerechter Haltung leben Hunde nun einmal in einer menschengemachten Welt mit unzähligen (unnatürlichen) Reizen – von Silvester-Knallern über Sirenengeheul bis hin zu Fernseh-Flimmern und Verkehrslärm. So vielfältig wie die Ursachen für Stress sein können, so variantenreich kann sich Stress beim Hund auch äußern. Tierheilpraktikerin und Autorin Carolin Caprano informiert in ihrem Beitrag auf dem Fiffibene Hundeblog über mögliche Stressfaktoren, Symptome sowie Gegenmaßnahmen.

Von Carolin Caprano

Kaum ein Tier begleitet uns so durch den Alltag und ist dadurch automatisch all unseren Stressfaktoren ausgesetzt wie es unsere Hunde tun. Dabei kommt es normalerweise auch bei noch so artgerechter Haltung zu unnatürlichen und für das Tier teilweise beängstigenden Situationen: Zu Hause haben wir den Fernseher und das Radio laufen, draußen fahren Straßenbahnen, Busse und Autos auf den Straßen, Menschenmengen in der Fußgängerzone, knallendes Feuerwerk an Silvester oder heulende Sirenen. Wie erklärt sich all das in den Augen eines Hundes?

Unsere Hunde sind unnatürlichen und teilweise beängstigenden Situationen ausgesetzt.

 

Die Ursachen für Stress sind genauso vielfältig, wie die Art und Weise, in der sich Stress beim Hund äußern kann. Verspannungen in der Muskulatur sind da zu nennen, aber auch Nervosität und Hyperaktivität, Magenprobleme oder generelle Anfälligkeit für Krankheiten, ständige Müdigkeit oder umgekehrt häufig auch Rastlosigkeit und Unruhe. Lässt sich dann in keinem Blutbild und keiner anderen klinischen Untersuchung eine Erklärung dafür finden, so stehen Tierbesitzer häufig hilflos vor diesem Problem.

Manchmal geht es Hunden schlecht, obwohl es keine körperlichen Anzeichen für eine Krankheit gibt…

 

Wenn man merkt, dass es dem eigenen Hund nicht gut geht, man aber sonstige (körperliche) Ursachen ausschließen kann, dann sollte die Gesamtsituation des Tieres hinterfragt werden. „Welchen Belastungen ist er in der letzten Zeit ausgesetzt gewesen?“ „Habe ich selbst viel um die Ohren?“ „Gab es Veränderungen, die meinem Hund gerade zu schaffen machen?“.
Gerade Hunde sind sehr feinfühlige Tiere mit großem Gespür für ihre Umwelt. Sie nehmen häufig schon sehr viel geringere Veränderungen wahr als wir Menschen es tun. Deshalb sollten wir lernen, ein waches Auge für Stressfaktoren aller Art zu entwickeln.

…ein waches Auge für Stressfaktoren aller Art entwickeln!

 

Oft entwickelt sich dabei nicht nur ein einzelnes Symptom, sondern eine Kombination aus mehreren Anzeichen. Natürlich muss nicht gleich ein einzelnes der im Anschluss aufgezählten Symptome sofort darauf schließen lassen, dass der Hund stark gestresst ist. Ist jedoch festzustellen, dass ein bestimmtes Anzeichen häufiger auftritt, sollte man die Zusammenhänge genau beobachten. Auf diese Weise lässt sich relativ einfach feststellen, ob man es hier mit einer Stressproblematik zu tun haben könnte.

Einige Symptome sollen hier nun noch einmal aufgezählt werden:

  • vermehrtes Zeigen von Beschwichtigungssignalen
  • vermehrtes Speicheln
  • vermehrtes/häufiges Schütteln
  • häufiges/andauerndes Bellen
  • starkes Hecheln
  • Muskelverspannungen
  • Maulgeruch
  • Zittern
  • häufiger Durchfall
  • Zerstören von Dingen/Gegenständen
  • selbstzerstörerisches Verhalten (Pfotenbeißen, Schwanzjagen etc.)
  • Beißen in die Leine
  • Aufstellen der Nacken- und Rückenhaare

Natürlich könnte hier noch einiges mehr aufgezählt werden, aber dies sind die sicher häufigsten und am einfachsten zu beurteilenden Anzeichen.

Auslöser für Stress gibt es dabei wohl genauso viele wie es Symptome dafür gibt. Es fängt schon früh an, wenn die Welpen von der Mutter getrennt werden und zu ihren neuen Besitzern kommen. Neue Menschen, neue Umgebung, neue Eindrücke….

Auch Über- oder Unterforderung können Hunden stark zusetzen. So kann ein volles Programm mit Autofahrt, Spaziergang, Denkspiele, Hundesport etc. ohne ausreichende Ruhephasen genauso ein Stressfaktor sein, wie das Gegenteil. Kein oder zu wenig Auslauf, fehlende geistige Auslastung, kein Kontakt zu Artgenossen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Jeder Tagesablauf sollte deshalb individuell auf den Hund abgestimmt werden und eine artgerechte Balance aus Beschäftigung und Ruhepausen gefunden werden.

Wichtig ist eine artgerechte Balance aus Beschäftigung und Ruhepausen!

 

Ebenso spielen Veränderungen wie Umzug, Streit in der Familie, Trauersituationen, Familienzuwachs und vieles mehr eine Rolle und muss von unseren Hunden genauso verarbeitet und eingeordnet werden, wie von uns Menschen. Tiere haben ganz feine „Antennen“ und nehmen kleinste Stimmungsänderungen extrem schnell wahr.

Hunde besitzen extrem feine Antennen!

 

Auch Hunde, die keine klare Stellung in der Familie haben (weil zum Beispiel keine einheitliche Erziehung von allen Familienmitgliedern eingehalten wird) können in Stress geraten.

Weitere Stressfaktoren können sein:

  • Silvester
  • Gewitter
  • Autofahren
  • Hundesport bzw. zu hohe Leistungsanforderungen
  • Alleinbleiben müssen
  • Krankheiten

Wichtig ist es nun, dass wir mögliche Auslöser kennen und ein wenig darauf achten, wie der Alltag unserer Hunde aussieht. Ein geregelter Tagesablauf und eine gute Vertrauensbasis zwischen Hund und Halter legen die Grundsteine für weniger Stress.

Ein geregelter Tagesablauf und Vertrauen sind die besten Anti-Stress-Mittel.

 

Wenn man bemerkt, dass bestimmte Situationen beim eigenen Tier Stress auslösen, sollten diese vermieden oder der Stress aufgelöst werden. An dieser Stelle kann auch ein sensibler Hundetrainer eine gute Unterstützung sein.

Um den Vierbeinern zusätzlich zu unterstützen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Viele Heilkräuter, wie zum Beispiel Melisse, Hopfen, Baldrian, Johanniskraut oder Kamille, haben eine beruhigende Wirkung auf den gesamten Organismus.

Gezieltes Training oder Naturheilmittel können ebenfalls helfen.

 

Auch einigen Futterergänzungsmittel wird ein positiver Einfluss auf das Nervenkostüm nachgesagt. Darunter fallen z.B. Magnesium, L-Tryptophan oder die B-Vitamine.

Eine weitere und sehr sanfte Methode sind die Bachblüten. Die Bachblüten sind der Homöopathie ähnliche Konzentrate, die jedoch nur auf das Gemüt der Patienten einwirken. Der Therapeut wählt entsprechend 1-6 Konzentrate aus 38 möglichen, die am besten auf die Problematik des Tieres passen. Es handelt sich dabei um eine sehr feinstoffliche Therapie, die jedoch schon häufig gute Erfolge erzielt hat.

 

Über die Autorin

Carolin Caprano über Stress bei Hunden Fiffibene Hundeblog

Carolin Caprano mit ihrem Hund Puma. Foto: Caprano

Carolin Caprano ist Tierheilpraktikerin, Autorin und Illustratorin. Ihre Leidenschaft ist alles, was mit Tieren, Schreiben, Kunst zu tun hat. Erst kürzlich hat sie ihr Buch „Hundewellness für Einsteiger“ veröffentlicht (Rezension bald hier auf dem Hundeblog!).

Carolin Caprano wurde 1979 in Darmstadt geboren. Zu ihrer Familie gehören ihr Mann sowie der süße Sheltie-Mix Puma und die Reitponystute Nina. Carolin Caprano lebt ihren Traum, indem sie ihre drei Interessensgebiete Tiere/Tierheilkunde, das Schreiben sowie die Kunst beruflich vereint. Caprano führte acht Jahre lang ihre eigene Tierheilpraxis (stationäre Praxis und Fahrpraxis) bevor sie dann 2014 für drei Jahre in die USA zog. Als Autorin, Illustratorin sowie SGD-Tutorin für die Lehrgänge „Tierheilpraktiker“ und „Tierpsychologie“ ist sie immer noch tätig. Mehr zu Carolin Caprano findet ihr hier: Zur Website.

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