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Tierheim Hunde: Unser Leben mit „Problemhund“ Lou – Episode 16

Tierheim Hund
Neele
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Lou ist wohl das, was landläufig als „Hund mit geringen Chancen auf ein Leben ausserhalb des Tierheimes“ bezeichnet wird. Die Prognosen „schwer vermittelbar“ bis „aussichtslos“ schienen auf seiner Stirn zu prangen. Einem jungen Rüden, der in seinem Leben nichts falsch gemacht hat, sondern einfach in die falschen Hände geraten ist, geben Annika und ihr Mann Sebastian eine zweite Chance.

Von Gastautorin Annika

*Fortsetzung* – Lest auch Episode 1, 2 und 3 und 4: Tierheim Hunde: Unser Leben mit „Problemhund“ Lou – Episode 1Episode 2Episode 3Episode 4Episode 5 und Episode 6, Episode 7, Episode 89, Episode 10 und 11 und 12 und Episode 13 sowie 14. Episode 15 findet ihr hier.

Episode 16: Lou und der Tierarzt

Der erste (halbe) Besuch beim Tierarzt

Seit wir Lou aus dem Tierheim geholt hatten, hatten wir noch keinen Tierarzt aufgesucht. Er war durchgecheckt, gesund und blieb es auch. Also wollten wir dies so lange wie möglich aufschieben.

Eines Abends sah ich an Lous Zähnen dunkle Stellen und vermutete, dass er Karies haben könnte. Bilder im Internet verstärkten den Verdacht. Da wir auch bald in den Urlaub wollten, hielten wir es für besser, das doch abklären zulassen.

Das große Problem: Ich bin seit Jahren mit all meinen Tieren bei einer bestimmten Tierarztpraxis, die ich einfach sehr sehr gut finde. Daher wollte ich auch mit Lou dorthin. Diese Praxis hat aber nur einen großen Behandlungsraum mit mehreren Untersuchungstischen. Lou mit anderen Tieren in einem Raum? Unmöglich! Ich rief also dort an und schilderte unseren Fall. Ich solle erst einmal kommen. Reingehen könnte ich über den Hintereingang anstatt durch das Wartezimmer.

Okay, ich musste sowieso in die offene Sprechstunde ohne festen Termin. Also fuhr ich an einem nicht allzu warmen Tag zur Tierarztpraxis, ließ Lou im Auto und wartete. Als wir dran waren beschrieb ich der Tierarzthelferin noch einmal unser Problem. Ob sie sich das Tier im Auto ansehen könne? Natürlich. Wir gingen zum Auto.

Ich öffnete die Box und streichelte Lou. Ob ich ihr das Maul irgendwie zeigen könne? Ich versuchte es, da er sich auch von mir nicht alles gefallen lässt. Aber er ließ es halbwegs willig zu. Kein Karies! Nur Beläge. Aber der Zahnstein, den er schon im Tierheim hatte, der müsse demnächst mal entfernt werden. Das aber mit Termin und dann wohl mit Sedierung im Auto.

Ich informierte mich anschließend noch über Impfungen fürs Ausland für unseren Urlaub. Wir benötigten noch einen EU-Impfpass und eine Tollwut-Impfung. Die Tierarzthelferin fragte, ob wir ihn neben dem Auto impfen könnten. Wenn er die anderen wartenden Hunde draußen nicht sehen würde, ginge dies, erwiderte ich.

Ich fragte also nett, ob sich die anderen etwas mehr an die Seite stellen könnten, wenn mein Hund aussteigt. Zum Glück kam ich während des Wartens schon mit einigen Leuten ins Gespräch und sie wussten übers Lous Herkunft und einen Teil seiner Probleme Bescheid. Sonst hätten sie mich vermutlich für bescheuert gehalten.

Ich ließ Lou also raus und führte ihn direkt neben das Auto als Sichtschutz. Die Tierärztin war inzwischen da, ich hielt Lou fest und schon hatte er ohne Murren seine Impfung verpasst bekommen. Und ab zurück ins Auto. Den restlichen Papierkram erledigte ich alleine drinnen.

Einen richtigen Tierarztbesuch kann man das wohl noch nicht nennen. Der eigentliche zur Zahnsanierung sollte aber dann ja bald folgen.

Der erste richtige Besuch beim Tierarzt

Nachdem wir aus dem Urlaub zurückgekehrt waren, nahte unser Termin zur Zahnsanierung. Ich hatte frei und fuhr am Morgen mit dem nüchternen Hund zur Tierärztin. Die Tierärztin kam mit zum Auto und sah sich die Zähne an.

Als ich ihr gerade versuchte zu erklären, dass Lou nicht mit anderen Tieren in einem Raum sein könne, näherte sich eine Dame mit Hund. Ich nutzte dies und sagte der Tierärztin, dass sie jetzt mal sehen könne, wie sich Lou verhalten würde. Ah ja….okay… . Nun…,  – also bei so einem fidelen Hund wie Lou würde aber wohl eine Sedierung nicht reichen. Da müsste er eine Vollnarkose bekommen. Nicht gerade ein Traum, aber was sein muss…

Nun ging es darum, wie wir Lou in den Behandlungsraum bekommen könnten. Über den Hintereingang wäre das schon möglich, wenn keine anderen Tiere anwesend sein würden. Das war die beste Lösung. Also sorgte die Tierärztin dafür, dass nach der letzten Behandlung kurzfristig kein neues Tier hereingerufen wurde. Dann gingen wir rein – unter belustigter Begleitung von Aussagen wie „Das Fitness-Studio können Sie sich da aber wohl sparen, wie?!“

Lou musste zuerst auf die Waage, um die Narkosedosierung abzuschätzen. Bisher konnten wir ihn leider nirgendwo wiegen, da er sich nicht auf den Arm nehmen lässt, aber auch in keine Tierhandlung mit rein gehen kann. Circa 33 kg – damit zumindest lagen wir mit unserer Schätzung gar nicht schlecht. Dann gingen wir in den OP und schlossen die Tür, damit andere Tiere wieder herein gerufen werden konnten.

Zu dritt hielten wir Lou fest, während die Tierärztin ihm das Narkosemittel intravenös am Hinterbein gab. Dies gelang zum Glück recht gut, da wir ihm die Spritze sonst in die Muskeln hätten geben müssen; das wäre viel gewesen und hätte lange gedauert. Jetzt dauerte es gar nicht lange, bis Lou schlummerte.

Als er vollkommen schlief, trug ich Lou mit der Tierarzthelferin wieder in den Behandlungsraum auf den Behandlungstisch. Aber auch hier erwies sich Lou als widerstandsfähig. Sein Maul ließ sich kaum öffnen, so gestresst war unsere arme Maus. Die Tierärztin entschied sich daher dafür, ihm einen Zugang zu legen und ihm Valium zur Entspannung zu spritzen. Lou, unser Rebell.

Jetzt endlich konnte die Zahnsanierung beginnen. Gegen Ende dann erneute Anspannung: Lou zuckte, spannte wieder an. Die Tierärztin musste etwas Valium nachspritzen und sagte, dass Lou wirklich ein zäher Brocken sei. Äh… Ja, …das haben wir schon häufig bemerken dürfen…

Als nur noch die Zahnpolitur anstand, zuckte Lou wieder mehr. Die Narkose ließ langsam nach und das Geräusch machte ihm Angst. Kein Wunder, ähnelte das Geräusch doch dem von Motorrädern, Schotterstraßen oder anderen Dingen, die Lou ja eh schon Stress machten. Wir beschlossen quasi zeitgleich, dass wir die Narkose nicht für eine Zahnpolitur verlängern und diese somit nicht mehr machen würden. Kurz danach wurde Lou auch schon wacher und hob beduselt den Kopf. Er wurde per Luftkissentrage zu seiner Box getragen und hineingelegt. Geschafft!

Zu Hause angekommen, schaffte er es glücklicherweise schon wieder etwas wackelig die Treppen zur Wohnung hochzusteigen. Dann lag er in seinem Körbchen, ruhte sich aus, und wurde von uns mitleidig betüdelt, bis er wieder vollständig fit war.

Fortsetzung folgt am 18. März 2018. Verfolgt jeden Sonntag die Geschichte von Lou, dem Hund aus dem Tierheim!

 

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