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Tierheim Hunde: Unser Leben mit „Problemhund“ Lou – Episode 17

Tierheim Hund
Neele
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Lou ist wohl das, was landläufig als „Hund mit geringen Chancen auf ein Leben ausserhalb des Tierheimes“ bezeichnet wird. Die Prognosen „schwer vermittelbar“ bis „aussichtslos“ schienen auf seiner Stirn zu prangen. Einem jungen Rüden, der in seinem Leben nichts falsch gemacht hat, sondern einfach in die falschen Hände geraten ist, geben Annika und ihr Mann Sebastian eine zweite Chance.

Von Gastautorin Annika

*Fortsetzung* – Lest auch Episode 1, 2 und 3 und 4: Tierheim Hunde: Unser Leben mit „Problemhund“ Lou – Episode 1Episode 2Episode 3Episode 4Episode 5 und Episode 6, Episode 7, Episode 89, Episode 10 und 11 und 12 und Episode 13 sowie 14. Episode 15 findet ihr hier, Episode 16 hier.

Episode 17: Urlaub mit Hund in Holland

Quasi zu unserem einjährigen Hundebesitzerdaseins-Jubiläum beschlossen wir über die Pfingst-Feiertage nach Holland zu verreisen. Mit Lou? Natürlich mit Lou!

Es stellte sich wieder die Frage, wie wir das bewerkstelligen könnten. Also durchforsteten wir das Internet nach verfügbaren Unterkünften mit Hunde-Erlaubnis. Wir entschieden uns für ein Mobilheim in Noordwijk, da dieses auch eine kleine Gartenparzelle hatte. Dieses Mal, so wussten wir, konnten wir Lou nicht im Auto lassen, wenn wir irgendwohin wollten und er nicht mitkommen konnte. Es war Anfang Juni; es wäre zu heiß für ihn im Auto.

So ein Mobilheim ist nicht allzu groß. Wenn Lou also dort bleiben müsste, so wäre es zumindest auch wenig Raum, den er meint kontrollieren zu müssen; also auch weniger Stress. Das waren die Rahmenbedingungen. Alles Weitere mussten wir auf uns zukommen lassen.

Wir kamen also dort an. Die Unterkunft war super. Lou war natürlich erst einmal gestresst. Mein Mann führte ihn also Stück für Stück durch den Garten und das Mobilheim, während ich unsere Sachen auspackte. Schließlich kam Lou auch zur Ruhe; ab diesem Punkt war der Ortswechsel kein Problem mehr für ihn.

Urlaub mit Hund Holland

Schon am nächsten Tag wurden wir mit unserem „Problemhund“ vor einige kleine Hürden gestellt. Der Garten war nicht vollständig eingezäunt. Tische und Stühle waren alle zu leicht, um Lou dort mit einer langen Leine festbinden zu können. Wir konnten ihn aber nicht ständig beim Frühstück oder ähnlichem festhalten. Und wir wollten auch nicht ständig die Türen in der Unterkunft geschlossen halten; dafür war es zu warm.

Das Einzige, wirklich DAS EINZIGE, das wirklich Halt bot war der kleine Heizkörper im Mobilheim. Also wurde Lou daran befestigt und konnte von dort aus raus in den Garten. Wenn wir frühstückten, mussten wir die Leine durch das Fenster ziehen und Lou dann dort festmachen, da diese sonst nicht weit genug reichte. Man wird erfinderisch! Wir waren erleichtert, dass die Heizung auch wirklich hielt!

Nächstes Problem: Man durfte innerhalb des Ferienparks nicht mit dem Hund spazieren gehen. Außerhalb waren jedoch ständig mehrere Hunde und Fahrräder unterwegs. Das war unmöglich. In den Garten sollten die Hunde (eigentlich) nicht machen. Naja, man sah an den Rasenstellen, dass bereits einige Hunde dorthin uriniert hatten. Das tat Lou auch. Aber Größeres…?! Nun, wir waren zum Glück ja nur drei Nächte dort und ließen Lou eben trotzdem auf den Rasen machen und entsorgten alles fein säuberlich in der Aschentonne.

Dann hatte das Mobilheim leider keine Klimaanlage. Wenn alles zu war, wurde es verdammt warm in der Kiste. Wir wollten Lou eigentlich dort lassen, wenn wir unterwegs waren. Das Mobilheim hatte teilweise so etwas wie Wohnwagenfenster. Diese hätte Lou eventuell weiter aufstoßen und durchschlüpfen können.

Wir überlegten also, in welchem Raum wir Lou am Besten zurück lassen könnten und entschieden uns für das Schlafzimmer, da es dort relativ kühl blieb und es ein hoch liegendes normales Fenster hatte sowie ein Wohnwagenfenster über dem Bett. Wir testeten, ob es eine gute Idee wäre und gingen raus vor die Tür. ZACK hatte er die Tür vom Schlafzimmer geöffnet und war wieder im gesamten Mobilheim unterwegs. Nächster Versuch. Wir banden die Türklinke der Schlafzimmertür mit der Türklinke der Badezimmertür zusammen, so dass er die Tür nicht mehr öffnen konnte. Dann wieder raus vor die Tür.

Oh Schreck! Er kratzt an der Tür! Dann guckt er durch das Wohnwagenfenster und jault. Ich rufe meinen Mann: „Schatz, er ist aufs Bett gesprungen und versucht durchs Fenster durchzukommen!“ Ich musste lachen, denn irgendwie war es ja lustig, wie gewitzt unser Schlingel war. „Das geht nicht.“ Nächster Plan: Dann doch das Wohnzimmer.

Leider der wärmste Raum. Aber wenn wir nur die wichtigen Fenster öffnen und alle Gardinen (die Holländer haben auch in Mobilheimen viiiiel Fensterfront) zuziehen, damit er nicht sieht, was draußen los ist…?! Gesagt, getan. Ab vor die Tür. Okaaaaaay, … Lou kann Gardinen zur Seite schieben und beschmiert die Scheiben. Schnell wieder rein. Leckerchen geben für das Alleinbleiben.

Was nun? Blieb nur noch das Bad, in das er bisher eigentlich nicht rein sollte. Hohes, normales Fenster, kühl, kleiner Raum. Eigentlich perfekt. Gesagt, getan. Ach ja, die Tür! Also noch schnell den Sessel vorgeschoben, damit er diese nicht öffnen konnte. Strike! Das klappte. Wir konnten endlich etwas unternehmen.

Als wir zurück kamen schlummerte unser Lou gemütlich auf seinem Kissen im Bad. Unser großer Traum war es, dass wir Lou einmal das Meer zeigen konnten. Wer Holland kennt, weiß, dass es zu den Stränden dort ewig lange Wege durch die Heide und Dünen gibt. Ob wir das mit Lou schaffen konnten?

Zudem mussten wir feststellen, dass vor unserem Strandweg sogar noch Wald lag und der Weg dadurch noch länger wurde. Unmöglich mit Lou. Ich war seit dem Tag, an dem wir diesen Weg zum ersten Mal gingen, ziemlich frustriert darüber und goggelte ständig, wo es Hundestrände in der Umgebung gab, und sah mir die Zugänge dazu auf Google Maps an.

Gar nicht weit von uns gab es einen Zugang, bei dem zumindest der Waldteil so gut wie wegfiel. Ich bettelte meinen Mann an, dass wir diese Weg doch mal suchen und ablaufen könnten. Schließlich ließ er sich überreden und am letzten Abend, an dem es zum Glück auch nicht so warm war, sondern eher windig, packten wir Lou ins Auto und hielten an dem Weg. Wir ließen Lou kurz bei guter Belüftung im Auto und gingen den Weg zu Meer.

Der Weg war lang, aber vielleicht machbar. Es war um diese Zeit und bei dem Wind zumindest nicht viel los. Also wieder zum Auto und Lou holen. Einer von uns lief an Kreuzungen immer etwas vor und schaute, ob auf dem separaten Radweg oder den Fußwegen jemand unterwegs war und warnte den anderen im Zweifelsfall rechtzeitig. Zugegeben, wir liefen die lange Strecke nicht im Erziehungsmodus; wir wären ja nie angekommen. Aber wir schafften es bis zum Meer.

Urlaub mit Hund Holland

Urlaub mit Hund Holland

Hollands Strände sind breit und an diesem Abend war es auch recht leer. Perfekt. Wir ließen Lou an der langen Leine zum Meer. Vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben, hat Lou das Meer gesehen! Da wirklich kaum jemand da war und man in der Ferne auch rechtzeitig sehen konnte, ob jemand kommt, machten wir ihm nach einiger Zeit den Maulkorb ab, da er diesen nicht gerne trägt. Lou hatte richtig Spaß. Schlapp, aus dem Priel getrunken – oh salzig. Nächster Priel – schlapp – oh salzig. Vielleicht der nächste? – Oh, salzig! Er rannte mit uns über den Strand und da er dort einen guten Überblick zum (leider) Kontrollieren in alle Richtungen hatte, war er dort auch ziemlich entspannt.

Urlaub mit Hund Holland

Urlaub mit Hund Holland

Herrchen, Frauchen und Hund ausgepowert. Der Rückweg gelang (wieder mit Maulkorb) genauso wie der Hinweg. Geschafft! Die Maus war am Meer!

Fortsetzung folgt am 25. März 2018. Verfolgt jeden Sonntag die Geschichte von Lou, dem Hund aus dem Tierheim!

 

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