Allgemein, Aufmacher, Beziehung, Hund & Mensch, Ressourcen
Kommentare 1

Tierheim Hunde: Unser Leben mit „Problemhund“ Lou – Episode 20

Tierheim Hund
Neele
Find me


Lou ist wohl das, was landläufig als „Hund mit geringen Chancen auf ein Leben ausserhalb des Tierheimes“ bezeichnet wird. Die Prognosen „schwer vermittelbar“ bis „aussichtslos“ schienen auf seiner Stirn zu prangen. Einem jungen Rüden, der in seinem Leben nichts falsch gemacht hat, sondern einfach in die falschen Hände geraten ist, geben Annika und ihr Mann Sebastian eine zweite Chance.

Von Gastautorin Annika

*Fortsetzung* – Lest auch Episode 1, 2 und 3 und 4: Tierheim Hunde: Unser Leben mit „Problemhund“ Lou – Episode 1Episode 2Episode 3Episode 4Episode 5 und Episode 6, Episode 7, Episode 89, Episode 10 und 11 und 12 und Episode 13 sowie 14. Episode 15 findet ihr hier, Episode 16 hier, Episode 17 und 18 hier. Episode 19 vom vergangenen Sonntag lest ihr hier.

Episode 20: Lou und die Adria

Erster Teil… Natürlich hatten wir die Hoffnung, dass wir Lou auch einmal mit zum Meer nehmen könnten. Sei es auch nur abends, bei wenig Betrieb. Mein Mann hatte ihm sogar eine Schwimmweste gekauft, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie zum Einsatz kommen würde, da sehr viele Touristen unterwegs waren.

Den ersten Versuch unternahmen wir am dritten Urlaubstag. Wir nahmen Lou am Abend mit dem Auto mit zum Strand. Der nahe Strandteil lag an einem kleinen Hafen. Direkt hinter dem Kiesstrand führte ein Weg entlang. Wir versuchten mit Lou zum Wasser zu gelangen, aber an diesem Abend kamen uns ständig Fahrradfahrer entgegen und zwei Spaziergänger mit Hunden. Wir waren nur damit beschäftigt Lou in die Schranken zu weisen und entschieden uns schließlich, abzubrechen. Das war alles zu viel für Lou.

An Tag vier saßen wir am Abend selbst am Meer und der Himmel zog sich etwas zu. Die Strandbesucher verließen zum Großteil den Strand. Wir entschlossen uns, dies zu nutzen, brachen selbst auch auf und holten Lou. Diesmal badete Lou tatsächlich seine Füße in der Adria. Aber es gab dennoch einige wenige Fahrradfahrer und einen Mann mit Hund, der seeehr langsam an uns vorbei spazierte. Daher muteten wir Lou auch hier nicht zu viel zu und blieben nur kurz.

Wir entschieden, dass wir einen Strandabschnitt finden müssten, an dem kein Weg entlang führte. Diesen fanden wir wenige 100 Meter weiter die Straße runter und erkundeten ihn zunächst allein. Wir beschlossen am nächsten Tag früher mit Lou zum Strand zu fahren, damit noch nicht so viele Leute dort sind, an denen wir vorbei gehen müssten. Und so funktionierte es auch. Der Strand war relativ leer. Wir suchten uns eine abgelegene, gut einsehbare Stelle und breiteten uns aus.

Tierheim Hunde Urlaub Hund

Anschließend gingen wir mit Lou ins Wasser. Tap tap tap, er war schnell mit den Pfoten im Wasser und folgte uns über die Steine und Felsen. Dann wurde es so „tief“, dass er nicht mehr stehen konnte. Die Schwimmweste trieb ihn auf und er paddelte, aber man sah deutlich in seinem Gesicht, dass er schnellstmöglich Boden unter den Füßen haben wollte. Und zack – hatte ich ihn (die im Wasser hockte) auf dem Schoß sitzen! Etwas, dass er sich außerhalb des Wassers nie gefallen lassen würde. Sich so festhalten lassen – niemals! Aber unter Berücksichtigung der Umstände war mein Schoß und Griff dann doch besser als zu schwimmen. Dass das Ganze nicht ohne reichlich Striemen und blaue Flecken vonstatten lief, muss ich wohl kaum erwähnen.

Wir gingen mit Lou also wieder ein Stück zurück. Wir setzten uns mit ihm auf unsere Handtücher. Naja, ER setzte sich zum Großteil auf unsere Handtücher, anstatt uns Platz zu machen, und rieb sich erst einmal trocken. Wir nahmen ihn in unsere Mitte, wo er sich auch bereitwillig hinlegte. Der Strand füllte sich zunehmend und etwas entfernt von uns, liessen sich  auch andere Leute mit Hund nieder. Lou ließ den Hund nicht aus den Augen, hielt es aber aus. Sehr gut.

Wenn gelegentlich Leute an uns vorbei gingen, setzten wir ihm vorher den Maulkorb auf und hielten ihn gut fest. Waren die Leute vorüber, nahmen wir den Maulkorb wieder ab. Das erforderte zwar ständige Aufmerksamkeit, funktionierte aber erstaunlich gut und insgesamt konnten wir gute drei Stunden mit Lou am Strand verbringen.

Tierheim Hunde Urlaub Hund

Für den Rückweg hatten wir allerdings nicht bedacht, dass der Strand sich ja füllen wurde und wir nun an den Leuten, Hunden und Kindern vorbei mussten. Wir gingen daher erst in die entgegengesetzte Richtung und erkundeten diesen Teil des Strandes, der noch leerer war. Hier gab es einen etwas längeren Trampelpfad, über den wir zurück zum Auto kamen, ohne an den anderen Leuten vorbeigehen zu müssen. Glück gehabt.

Die nächsten Tage wiederholten wir diese Vorgehensweise; wir fuhren circa alle zwei Tage morgens mit Lou zum Meer und nutzen den etwas längeren Trampelpfad, um nachmittags alleine am Meer entspannen zu können.

Lou mag Wasser, aber in Kroatien entpuppte er sich vornehmlich als Bademeister: Füße nass machen, aber bitte nicht ganz hinein! Jedes Mal arbeiteten wir daran, ihn mit Leckerlis ein bisschen weiter zu locken. Am vorletzten Tag unseres Urlaubes hatten wir Lou gerade auf einen „sicheren“ Stein gelockt, als drei Kinder auf einem Surfbrett an uns vorbei paddelten. Lou sah sie und wollte natürlich Tamtam machen. Ich hielt ihn also erst einmal auf diesem Stein fest (so gut das möglich war), aber er bellte, jaulte und zappelte. Als die Kinder weit genug entfernt waren, ließ ich ihn los, und hielt ihn nur noch an der langen Leine. Er würde schon merken, dass er schwimmen muss, um den Kindern folgen zu können… Patsch – er war im Wasser und SCHWAMM so weit die Leine es zu ließ.

Als er sich beruhigt hatte, machte er eine kurze Pause am Strand und kam dann wieder mit mir ins Wasser. Und wie! Ohne große Vorsicht, welcher Stein höher oder tiefer ist. Er kam mit mir mit bis zu meinem Mann, der im Wasser wartete, holte sich sein Leckerchen schwimmenderweise ab und drehte wieder um.

Tierheim Hunde Urlaub Hund

Dabei blieb es dann auch. Lou kam an diesem und am letzten Tag noch mehrmals schnell ins Wasser, schwamm seine Mini-Runde und machte Pause. Weites Rausschwimmen oder längeres Schwimmen traute er sich noch nicht zu, aber für uns war es ein riesiger Erfolg, dass er überhaupt schon einmal etwas schwamm.

Für längere Strecken hatte Lou noch nicht genug Vertrauen. Kennengelernt hatte er tiefes Wasser und Schwimmen vermutlich nie. Er braucht daher seine Zeit. Die werden wir ihm geben und bei jeder möglichen Chance mit ihm weiter üben.

Dies war die vorerst letzte Episode von Lou, dem Hund aus dem Tierheim!

 

Verpasst keinen Beitrag mehr! Meldet euch für den Fiffibene Newsletter an!

 

(Visited 1.386 times, 1 visits today)

1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert