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Hunde richtig baden: Tipps und Tricks für sauberes Fell

Franziska Knabenreich So badet ihr Hunde richtig
Neele
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Interview mit Franziska Knabenreich, Gründerin und Inhaberin vom Hunde-Salon Feingemacht in Wiesbaden. Erfahrt alles rund ums richtige Baden von Hunden.

Es gibt hie und da Stimmen, die vom häufigen Baden des Hundes abraten. Die Begründung: Hundefell habe einen natürlichen Fettfilm, der das Fell gegen Schmutz und Nässe schützt. Häufiges Waschen zerstöre die natürliche Schutzschicht. Daher gelte: Den Hund nur dann baden, wenn er verschmutzt ist.

Das ist nicht ganz richtig, meint Franziska Knabenreich. Die Hundefriseurin, Autorin und Bloggerin beantwortet die wichtigsten Fragen rund ums Waschen auf dem Fiffibene Hundeblog.

Interview mit Franziska Knabenreich vom Hundesalon Feingemacht

So badet ihr Hunde richtig Tipps

Franzi bei der Arbeit. Foto: Feingemacht

Beim Baden von Hunden gilt: Nichts übertreiben, oder? Wie häufig sollte ein Hund maximal im Monat gebadet werden?

Baden ist eines meiner Lieblingsthemen, denn viele Leute denken immer noch, dass Waschen dem Hundefell und der Haut schadet. Das ist so aber nur halb richtig. Früher gab es noch keine speziell auf den ph-Wert des Hundes abgestimmten Pflegeprodukte, also hat man seinen Hund mit Menschen-Seife oder Shampoo gewaschen. Diese Produkte haben aber einen viel zu niedrigen pH-Wert, greifen in der Tat die Schutzschicht der Haut an und machen sie zu trocken. Mittlerweile ist die Forschung in diesem Bereich viel weiter und es werden Pflegeprodukte speziell für den ph-Wert der Hundehaut entwickelt. Mit solchen speziellen Hundeshampoos könnte man seinen Hund theoretisch jeden Tag waschen. Ich empfehle aber 1 bis 2 Mal im Monat.

Ich gestehe: Ich habe Wilma bisher nur mit lauwarmen Wasser gebadet – ohne Shampoo – und das geschlagene 4x in 4 Jahren. Gut oder schlecht?

Das Waschen ohne Shampoo ist nicht schlecht, bringt dem Hund und seinem Fell und der Haut aber nichts, da sie nur durch Wasser nicht richtig gereinigt wird. Am besten man verwendet ein gutes Shampoo (gerne empfehle ich die Naturprodukte von Hund&Herrchen) zum Waschen.

#4 Veganes Hundeshampoo und Pfotenpflege

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Gibt es Alternativen zum Baden und Shampoonieren?

Nicht wirklich. Und Finger weg von irgendwelchen Trocken- oder Schaumshampoos. Da sind zu viele Zusätze und Parfüme drin, was extrem unangenehm für die Hundenase ist.
Es sind leider viele Hunde Shampoos in Umlauf, die die natürliche Schutzbarriere der Hundehaut zerstören.

Welcher ph-Wert ist gesund?

Das Problem bei Hundeshampoos ist, dass sie nicht der Kosmetikverordnung, sondern der Detergenzienverordnung (also der Putzmittelverordnung) unterliegen und somit viel geringere Auflagen haben. Somit darf in Hundeshampoos viel mehr rein, was in ein Menschenshampoo nicht rein darf. Das Problem sind auch viele Shampoos aus dem Ausland, die noch schlimmere Chemie reinmischen. Hauptsachen riecht und schäumt gut.

Hunde richtig baden Tipps

So badet ihr Hunde richtig. Foto: Franziska Knabenreich, Hundefriseurin

Der Hund hat einen ph-Wert ab 7.0 aufwärts. Die meisten Produkte sind nicht wirklich auf diesen ph-Wert abgestimmt. Immer wieder gibt es Firmen, die irgendwas zusammen mischen und als Hundeshampoo verkaufen. Oft kratzen sich die Hunde extrem nach dem Waschen mit diesen Produkten. Leider schreiben auch einige Firmen so etwas wie „hundespezifischer pH-Wert“ drauf, obwohl das gar nicht stimmt. Erst aktuell gibt es wieder eine deutsche Firma, gegen die ermittelt wird, da die Angaben auf der Verpackung nicht dem Inhalt entsprechen.

Bei welchen Stoffen sollten meine Alarmglocken klingen?

Es sollten einem grundsätzlich bei folgenden Stoffen die Warnlampen angehen: PEG-Emulgatoren, Silikonen, Parabenen und sulfathaltige Tenside (Sodium Laureth Sulfate), künstliche und synthetische Farb- und Duftstoffe. Paraffine, mineralische Öle. Es geht nicht nur um die Haut und das Fell eures Hundes. Auch ihr kommt ja mit dem Shampoo in Kontakt. Viele Hundefriseure bekommen allergische Reaktionen oder Ausschlag an den Händen. Also achtet sehr auf die Inhaltsstoffe, vor allem Parfüm ist der Oberkiller für euren Hund.

Einige schwören auf mildes Babyshampoo. Ist das eine Option oder eher eine Notlösung?

Finger weg vom Babyshampoo! Auch hier ist der ph-Wert viel zu gering. Ich als Hundefriseurin erkenne auf den ersten Blick, wer seinen Hund mit Baby- oder Menschenshampoo wäscht. Das Fell wird strähnig und spröde und macht die Schutzschicht der Haut kaputt.

Wie sieht eine gute Vorbereitung vor dem Baden aus?

Man sollte unbedingt ein dunkles Handtuch oder eine Badematte in die Wanne legen und sich bereits Handtücher und Shampoo vorbereitet hinlegen, damit später die Sucherei nicht losgeht. Der Hund sollte mit warmem, aber nicht zu heißem Wasser geduscht werden. Probiert die Temperatur erst auf eurer Hand aus, wenn ihr es als angenehm empfindet, wird es euer Hund auch tun. Niemals den Hund mit kaltem Wasser abduschen! Achtet darauf, dass euer Hund Filzfrei ist, denn das Baden verschlimmert den Filz meist und so kann auch das Shampoo nicht bis an die Haut kommen.

Viele Hunde mögen es ganz und gar nicht zu baden. Woran liegt das?

Baden ist ja für den Hund eine unfreiwillige Sache und die komische, rutschige Wanne macht es meist auch nicht besser. Und Wasser von oben, mit diesem Geräusch ist auch oft unangenehm. Aber mit etwas Übung und viel Ruhe gewöhnt sich jeder Hund an das Baden. Und mal ehrlich, in einen See oder Tümpel reinspringen macht doch eh viel mehr Spaß ☺

Franziska Knabenreich So badet ihr Hunde richtig

Wie kann ich es meinem Hund so angenehm wie möglich machen?

Man sollte natürlich den Hund so früh wie möglich an das Baden gewöhnen. Erst mal nur in die Wanne auf das Handtuch stellen, ihm alles zeigen. Übt mit dem Hund, dass er in der Wanne ruhig steht. Wenn der Hund zu viel Angst vor der Brause hat, nehmt einen Messbecher und füllt ihn mit Wasser und gießt das Wasser aus dem Becher über den Hund. Wichtig bei der Arbeit am Hund ist, immer Ruhe zu bewahren, denn euer Hund merkt, wenn ihr aufgeregt seid. Verbindet das Waschen mit einem besonderen Leckerli oder seinem Lieblingsspielzeug. Das ist ein größerer Anreiz für euren Hund ☺

Was ist noch zu beachten?

Föhnen mögen viele Hunde auch nicht. Denn der Föhn macht komische Geräusche und pustet Luft raus. Auch hier gilt es in kleinen Schritten zu üben. Nicht gleich den Hund packen und drauflos föhnen. Ihr solltet dem Hund den Föhn spielerisch näher bringen und immer nur zwei Minuten am Anfang. Der Hund muss lernen, dass der Föhn nicht sein Feind ist. Schritt für Schritt kann man dann den Hund länger föhnen. Bei meinem Mops Leo hat es auch eine Weile gedauert und heute macht es ihm nichts mehr aus.

Sollten schon Welpen an das Baden gewöhnt werden?

Auf jeden Fall, je früher, desto besser. Ihr könnt euch auch von einem Profi zeigen lassen, wie man richtig badet und föhnt. Je früher der Hund die Fellpflege lernt, desto entspannter wird es für euch und euren Hund. Aber Vorsicht, wenn ihr gravierende Fehler bei einem Welpen macht, kann er unter Umständen das Falsche lernen. Hier ist Fingerspitzengefühl und Geduld gefragt.

Was muss ich beim Trocknen meines Hundes beachten?

Das Abtrocknen mit dem Handtuch lieben eigentlich fast alle Hunde und im Sommer reicht das auch völlig aus. Hunde mit langem Haar empfehle ich aber das Föhnen, denn ähnlich wie beim Menschen bekommt das Hundehaar eine feinere Struktur beim Föhnen. Es ist aber kein Muss. Wenn sich bei mir im Salon ein Hund nicht föhnen lässt, dann mache ich das nicht, sondern übe das in kleinen Schritten mit dem Hund. Fellpflege soll auch dem Hund Freude bereiten und nicht in Stress ausarten.

Franziska Knabenreich So badet ihr Hunde richtig

Über Franziska Knabenreich von Feingemacht

Im Jahr 2011 hat Franziska Knabenreich die Ausbildung zum Hundefriseur gemacht. Seit 2012 arbeitet sie als selbstständige Hundefriseurin. 2015 eröffnete Franziska ihren eigenen Hundesalon in Eltville am Rhein. Für das VOX Tiermagazin hundkatzemaus hat die Hundefriseurin ihre eigene Miniserie „einfach schön“, in der sie Tierheim- und Tierschutzhunde für die Vermittlung schön macht. Seit 2011 bloggt Franziska rund um das Thema „Hund und Fellpflege“ und arbeitet als Autorin für verschiedene Zeitungen und Magazine.

 

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